FLIEGEN – Zweiter Teil: Vorsicht Inhalt!
Inhaltlich setzt die Ausstellung auf eine weiche Informationskurve. Abgeholt werden wir, als Besucher und Besucherinnen, auf rein emotionaler Ebene und verbleiben in genau der Perspektive, die uns bekannt: in der Position hinter den Fliegengittern mit Blick auf das Ungeziefer.

Dieser Blickwinkel wird jedoch im ersten Raum sofort gebrochen. Als ein Art Fotoshooting hängen kunstvolle Fotografien von Fliegen in hundertfacher Vergrößerung in einem sonst schwarzen Raum. Die Fliegen werden auf die Wahrnehmungsebene der Menschen gehoben, werden groß, werden bedeutsam, werden interessant. Nach links gerichtet, betreten wir den Raum der Heilung. Einzige Informationsquellen sind ein stimmloses Video, ein toter Kadaver hinter einen Glasscheibe, der von Maden vertilgt wird, eine Auffangschale aus dem Lazarett und eine Texttafel, die die Reinigungskraft der Insekten beschreibt. Erst im dritten Raum werden wir von Informationsbanner, die über Krankenbetten gespannt wurden, mit vergleichsweise vielen Informationen versorgt. Da wir aber – erholt aus den anderen Räumen kommend – schon darauf warten, dass es endlich losgeht, saugen wir dankbar das Wissen auf. Helfen tut uns dabei die Nähe des Wissen: Ist uns doch bekannt, dass Fliegen Krankheitsüberträger sind. Wir werden also auf den darauf folgenden Raum – der vollgestopft sein wird mit Informationen und Medien jeglicher Art – vorbereitet, indem wir Wissen, dass wir schon haben, noch einmal auf anspruchsvolle Weise mitgeteilt bekommen. Quasi die Aufwärmphase vor dem Startschuss.

Und dennoch: es trifft einen trotz der ganzen Vorbereitung die volle Wucht des Wissens wie ein Schlag. Als ob den Ausstellungsmacher erst jetzt bewusst geworden wäre, dass sie nur noch einen Raum für ihre ganzen wichtigen und zentralen Infos über Fliegen zur Verfügung haben, stopfen Sie diesen bis unter die Decke damit zu. Er ist daher auch wie ein ewiger Rundgang angelegt, damit man immer und immer wieder entlang gehen kann an den Exponaten. Denn ein Gang reicht bei Weitem nicht... genau so wenig wie ein Beitrag.

Fortsetzung folgt...